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Die Veranstaltung sollte der Solidarität mit Leonard Peltier gelten, der seit 24 Jahren Gefangener der US-Justiz ist. Im Frühjahr hatte ein anderes Opfer der amerikanischen Justiz durch den Film "Hurricane" über den schwarzen Boxer Ruben Carter für breites öffentliches Interesse gesorgt. Auch das Schicksal von Mumia Abu Jamal, der in diesen Tagen wieder um das Recht einer erneuten Anhörung - der ersten seit 18 Jahren Gefängnis - kämpft, ist hier vielen vertraut. Der Fall Leonard Peltier hat, vor allem hierzulande, bislang ein weit geringeres Echo gefunden. Vielleicht deshalb, wie er sagt, weil die Minderheit der indianischen Ureinwohner so klein ist, dass sie in der US-amerikanischen Demokratie keine Rolle spielt. Der Journalist Claus Biegert kennt Peltier seit vielen Jahren. Bereits 1976 wurde er während einer Reise mit dem Fall konfrontiert. Mit der Besetzung von Wounded Knee war das sich im Zuge des Auflebens der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung formierende American Indian Movement schlagartig an die Weltöffentlichkeit getreten. Die Besetzung dieses Ortes, an dem um die Jahrhundertwende Hunderte unbewaffneter Indianer vom US-amerikanischen Miltiär zusammengeschossen worden waren, geriet zum Mediendebakel für die US-Regierung. Verfassungswidrig mußte erneut die Armee gegen die Aufständischen mobilisiert werden. Von da an wurde das AIM durch die US-Administration intensiv bekämpft. Während bürgerkriegsähnlicher Zusammenstöße wurden 1974 im Reservat von Pine Ridge zwei FBI Beamte erschossen. Drei angebliche Täter wurden zur Fahndung ausgeschrieben, zwei von ihnen kurze Zeit später verhaftet und bald darauf in einem Geschworenenprozeß freigesprochen. Der dritte Flüchtige - Leonard Peltier - hatte sich nach Kanada abgesetzt. Als er ausgeliefert wurde, hatte das FBI alles mobilisiert, um wenigsten einen indianischen Täter für den Tod ihrer Kollegen zur Rechenschaft ziehen zu können. In einem nach allen Regeln der Kunst frisierten Verfahren wurde Peltier zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt. Sämtliche Gesuche um Wiederaufnahme wurden trotz inzwischen völlig veränderter Beweislage aus formalen Gründen abgewiesen. Claus Biegert, der der indianischen Widerstandsbewegung seit langem verbunden ist, konnte Leonard Peltier im September im Bundesgefängnis Fort Leavenworth besuchen. Nachdem er in seinem Vortrag den Fall Peltier skizziert hatte, vermittelte er ein umfassenderes Bild des indianischen Kampfes um kulturelle Selbstbestimmung und politische Rechte und schilderte seine Eindrücke von den Gesprächen mit dem Häftling. Durch ein in der Besucherzelle aufgezeichnetes Video übermittelte Biegert dem Münchner Publikum eine Grußbotschaft Peltiers und eine Lesung einiger eigener Gedichte. Peltiers beeindruckende Zuversicht gründet auch auf der Solidarität und weltweiten Anteilnahme, die sein Schicksal und das seines Volkes mittlerweile finden. Trotz so prominenter Unterstützer wie Bischof Desmond Tutu, Robert Redford oder dem ehemaligen Justizminister der USA Ramsey Clark wurde seine Begnadigung bisher nicht erreicht. Alle Hoffnung richtet sich nun auf Clintons letzte Monate im Amt. Entsprechend den amerikanischen Verhältnissen ist dafür Öffentlichkeitsarbeit nötig - und die kostet viel Geld. Zum Schluß des Abends erbrachte eine Versteigerung signierter Bücher und Fotos hierzu noch einen Beitrag. Andreas Umgelter |
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